Ist die Trägheit von Synchrongeneratoren in Wärmekraftwerken notwendig?

AleaSoft Energy Forecasting, 13. Mai 2025. Der Übergang zu einem Stromsystem, das zu 100 % aus erneuerbaren Energien besteht, erfordert auch ein Überdenken der technischen Grundlagen, auf denen die Stabilität des Systems seit Jahrzehnten beruht. Eine dieser Säulen ist die Trägheit des Systems, die traditionell durch Synchrongeneratoren gewährleistet wird. In einem System, das von erneuerbaren Energien dominiert wird, verschwindet diese Trägheit und stellt eine Herausforderung für die Aufrechterhaltung der Netzstabilität dar. In diesem neuen Kontext bieten sich Technologien wie Batterien mit netzbildenden Wechselrichtern als Lösung an, um eine virtuelle Trägheit zu erzeugen und die Widerstandsfähigkeit des Stromnetzes zu stärken.

AleaSoft - inercia sistema electrico renovables

In den letzten Jahren hat eine beispiellose Energierevolution stattgefunden. Die massive Durchdringung der erneuerbaren Energien hat die Landkarte der Stromerzeugung in Europa völlig verändert. Aber es gibt etwas, das außerhalb des eher technischen Umfelds kaum erwähnt wird und das entscheidend dafür sein wird, dass dieses neue Modell nicht in einem instabilen Chaos endet: die Trägheit des Stromsystems.

Bis vor kurzem wurde die Trägheit auf natürliche Weise durch die Synchrongeneratoren von Wärme-, Kern– oder Wasserkraftwerken gewährleistet. Ihre großen rotierenden Massen wirkten wie Stoßdämpfer, die jede Störung ausglichen. Es war eine unsichtbare, aber lebenswichtige Superkraft: Sie trug dazu bei, die Frequenz des Systems bei plötzlichen Schwankungen stabil zu halten.

Aber erneuerbare Energien drehen sich nicht. Zumindest bieten sie keine natürliche Trägheit. Solar– und Windparks sind über elektronische Wechselrichter an das Netz gekoppelt. Das bedeutet, dass wir in einem System, das zu 100 % aus erneuerbaren Energien besteht, eines der Elemente verlieren, die in den letzten 100 Jahren am meisten zur Vermeidung von Stromausfällen beigetragen haben.

Darüber hinaus hat das traditionelle Trägheitsmodell eine strukturelle Einschränkung: Es erfordert, dass die Massen zuvor in Bewegung sind, was Anlaufzeit, Kraftstoffverbrauch und Betriebskosten mit sich bringt, auch wenn sie nicht aktiv Energie erzeugen. Es ist schwer, ineffizient und umweltschädlich.

Im Gegensatz dazu bieten Batterien, die mit fortschrittlicher Leistungselektronik ausgestattet sind, wie z. B. netzbildende Wechselrichter, eine radikal andere Lösung: Sie können sofort Strom einspeisen, eine virtuelle Trägheit bieten und das Netz stabilisieren, und das alles ohne Emissionen und mit einer viel effizienteren Investition. Sie brauchen sich nicht zu drehen: Ihre Reaktion ist digital, sauber und in Echtzeit.

In den kommenden Jahren kann der Schwerpunkt nicht nur auf dem Preis oder der erzeugten Energiemenge liegen. Die Stabilität des Systems, seine Reaktionsfähigkeit und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen müssen im Mittelpunkt stehen. Denn in einem Stromsystem, das von erneuerbaren Energien dominiert wird, ist das eigentliche Risiko nicht der Mangel an Sonne oder Wind, sondern die fehlende Trägheit, die das Gleichgewicht des Systems garantiert.

Die gute Nachricht ist, dass es in der Zukunft zwar keine sich drehenden Massen geben wird, dafür aber digitale Lösungen, die in Millisekunden reagieren können. Ein neues Paradigma, leichter, sauberer und viel schneller.

AleaSoft Energy Forecasting-Analyse über die Aussichten für die europäischen Energiemärkte und Batterien

Am Donnerstag, den 22. Mai, wird AleaSoft Energy Forecasting die 55. Ausgabe seiner monatlichen Webinarreihe veranstalten. Neben der üblichen Analyse zur Entwicklung und den Aussichten der europäischen Energiemärkte wird sich das Webinar diesmal auf Batterien konzentrieren. Es werden Themen wie die Bedeutung der Nachfrageprognosen und des sekundären Bandes, die Vorteile je nach Nutzungsgrad der Batterien, ihre finanzielle Optimierung und der regulatorische Rahmen für die Energiespeicherung, einschließlich der Subventionen und Zahlungen für die Kapazität, erörtert. Javier Adiego Orera, CEO und Mitbegründer von 7C Energy, wird als Gastredner auftreten.

Im zweiten Teil des Webinars wird es eine Diskussionsrunde geben, an der Kiko Maza, Geschäftsführer von WeMake Consultores, und Luis Atienza Serna, ehemaliger Minister der spanischen Regierung und ehemaliger Präsident von Red Eléctrica, teilnehmen werden. Der runde Tisch wird sich auch mit Aspekten wie Hybridisierung mit Windenergie, Hilfsdiensten und Übertragungs- und Verteilungsnetzen befassen.

Quelle: AleaSoft Energy Forecasting.

Abonnement der wöchentlichen News-Zusammenfassung von AleaSoft